Der deutsche Arbeitsmarkt ist seit Jahren von einem zunehmenden Fachkräftemangel geprägt. Unternehmen kämpfen darum, qualifizierte Talente zu finden und langfristig an sich zu binden. In dieser „War for Talents“ reicht es nicht mehr aus, auf traditionelle Methoden zu setzen. Stattdessen müssen Personalabteilungen und Recruiter eine strategische und vielseitige Herangehensweise entwickeln. Die Zeiten, in denen sich Fachkräfte von selbst beworben haben, sind vorbei. Heute müssen Unternehmen aktiv auf die potenziellen Mitarbeiter zugehen und dort präsent sein, wo sie sich aufhalten.
Die Auswahl der richtigen Recruiting-Kanäle ist dabei entscheidend für den Erfolg. Eine Kanalstrategie, die auf das Unternehmen, die Zielgruppe und die Branche zugeschnitten ist, maximiert die Reichweite, verbessert die Qualität der Bewerbungen und senkt die Kosten pro Einstellung. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Kanäle und erläutert, wie sie effektiv für die Gewinnung von Fachkräften genutzt werden können.
Obwohl der Arbeitsmarkt digitaler wird, haben klassische Kanäle nichts von ihrer Relevanz verloren. Sie bilden oft das Fundament einer jeden Recruiting-Strategie und sollten keinesfalls vernachlässigt werden.
Jobbörsen wie StepStone, Indeed oder Xing haben sich als Standard für die Veröffentlichung von Stellenanzeigen etabliert. Sie bieten eine enorme Reichweite und werden von Millionen von Jobsuchenden aktiv genutzt.
Vorteile: Hohe Reichweite, gezielte Suche nach spezifischen Berufen, gute Sichtbarkeit bei aktiven Jobsuchenden. Viele Plattformen bieten erweiterte Funktionen wie zielgruppenspezifische Platzierung und Bewerbermanagement-Tools.
Herausforderungen: Die hohe Konkurrenzdichte kann dazu führen, dass die eigene Anzeige untergeht. Zudem erreichen Jobbörsen primär Kandidaten, die aktiv auf Jobsuche sind. Passive Kandidaten, die nicht aktiv suchen, werden hier seltener angesprochen.
Um den Erfolg auf Jobbörsen zu maximieren, ist eine präzise und überzeugende Stellenanzeige essenziell. Dazu gehören eine klare Jobbezeichnung, ein attraktives Unternehmensprofil, eine detaillierte Beschreibung der Aufgaben und eine überzeugende Darstellung der Benefits und der Unternehmenskultur.
Die eigene Karriereseite ist die Visitenkarte des Unternehmens und oft der erste Berührungspunkt für interessierte Kandidaten. Sie dient als zentrale Anlaufstelle für alle offenen Stellen und sollte weit mehr als nur eine Liste von Vakanzen sein.
Vorteile: Volle Kontrolle über Inhalt und Design. Die Seite kann das Employer Branding stärken und die Unternehmenskultur authentisch präsentieren. Erfolgreiche Karriereseiten können die Qualität der Bewerbungen erhöhen und die Kosten pro Einstellung senken, da hier keine Drittanbietergebühren anfallen.
Herausforderungen: Die Karriereseite muss aktiv beworben werden, da sie organisch nur wenig Traffic generiert. Sie ist somit ein reiner Pull-Kanal, der ohne Traffic-Generierung (z.B. durch Social Media oder Google Ads) wirkungslos bleibt.
Eine erfolgreiche Karriereseite zeichnet sich durch eine hervorragende User Experience, eine ansprechende Darstellung der Mitarbeitergeschichten und Einblicke in den Arbeitsalltag aus. Sie sollte mobile-optimiert sein und einen einfachen, transparenten Bewerbungsprozess bieten.
In einer zunehmend vernetzten Welt verlagert sich die Suche nach Talenten auch in den digitalen Raum. Unternehmen, die hier nicht präsent sind, verschenken enormes Potenzial.
Soziale Medien sind mehr als nur Unterhaltungsplattformen – sie sind zu einem integralen Bestandteil der Personalbeschaffung geworden. Kanäle wie Facebook, Instagram, TikTok oder Pinterest ermöglichen es, Kandidaten in ihrem Alltag zu erreichen, auch wenn diese nicht aktiv nach einem Job suchen.
Vorteile: Hohe Reichweite und die Möglichkeit, sehr präzise Zielgruppen anzusprechen (Targeting nach Alter, Interessen, Standort und Berufsbezeichnung). Social Media bietet eine authentische Plattform, um die Unternehmenskultur visuell darzustellen und direkt mit potenziellen Bewerbern in Kontakt zu treten.
Herausforderungen: Erfolgreiches Social-Media-Recruiting erfordert eine kreative Content-Strategie und kontinuierliches Engagement. Eine bloße Veröffentlichung von Stellenanzeigen reicht oft nicht aus, um in der Masse der Inhalte aufzufallen. Zudem kann die Konversation im Kommentarbereich nicht immer kontrolliert werden.
Active Sourcing, also die aktive Suche nach und direkte Ansprache von Talenten, ist eine der wichtigsten Methoden im modernen Recruiting. Es geht darum, potenzielle Kandidaten auf professionellen Netzwerken und in Talentpools zu identifizieren, zu analysieren und persönlich anzusprechen, bevor sie überhaupt eine Bewerbung in Erwägung ziehen.
Vorteile: Dieser Kanal ermöglicht den Zugang zu passiven Kandidaten, die oft die besten Fachkräfte sind und auf dem offenen Markt nicht verfügbar wären. Recruiter haben volle Kontrolle über den Prozess und können gezielt nach den am besten passenden Profilen suchen.
Herausforderungen: Active Sourcing ist zeit- und ressourcenintensiv. Es erfordert geschultes Personal mit ausgeprägten Kommunikations- und Verhandlungsfähigkeiten. Zudem kann eine falsche Ansprache als aufdringlich empfunden werden.
Eine erfolgreiche Active-Sourcing-Strategie beginnt mit einer klaren Definition des idealen Kandidatenprofils und einer durchdachten Ansprache, die persönlich, respektvoll und auf die individuellen Bedürfnisse des potenziellen Mitarbeiters eingeht.