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Arbeitszeugnis entschlüsseln: Die geheime Sprache der Personalchefs verstehen


Das Arbeitszeugnis ist in Deutschland mehr als nur eine Bestätigung Ihrer Anstellung. Es ist ein sorgfältig formuliertes Dokument, das in einer Art "Geheimcode" Ihre Leistung und Ihr Verhalten bewertet. Da das Zeugnis aus rechtlicher Sicht "wohlwollend" formuliert sein muss, greifen Personalchefs zu standardisierten Phrasen, deren wahre Bedeutung nur Eingeweihte verstehen. Wer diesen Code nicht kennt, kann leicht eine schlechte Beurteilung übersehen, die sich negativ auf die weitere Karriere auswirkt.


Die Struktur eines perfekten Arbeitszeugnisses ?

Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis folgt immer einem festen Aufbau. Jedes fehlende Element oder eine unübliche Reihenfolge kann bereits ein negatives Signal sein.

  1. Einleitung: Ihre persönlichen Daten, die Dauer des Arbeitsverhältnisses und Ihre Position.

  2. Aufgabenbeschreibung: Eine detaillierte und vollständige Auflistung Ihrer Tätigkeiten. Achtung: Je länger und spezifischer dieser Teil, desto besser. Vage oder knappe Beschreibungen können Desinteresse signalisieren.

  3. Leistungsbeurteilung: Der wichtigste Abschnitt. Hier wird Ihre Arbeitsleistung bewertet, von Motivation über Fachwissen bis hin zu Erfolgen.

  4. Sozialverhalten: Die Beurteilung Ihres Verhaltens gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden.

  5. Schlussformel: Die Gründe für das Ausscheiden und eine abschliessende Dankes- und Erfolgsformel.


Die geheime Notenskala entschlüsseln ?

Die Bewertung Ihrer Leistung und Ihres Sozialverhaltens erfolgt über eine geheime Notenskala, die von "Sehr gut" bis "Mangelhaft" reicht.

  • Sehr gut (Note 1): „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“

    • Bedeutung: Hervorragende, überdurchschnittliche Leistung.

  • Gut (Note 2): „stets zu unserer vollen Zufriedenheit“ oder „stets zu unserer Zufriedenheit“

    • Bedeutung: Sehr gute, über den Erwartungen liegende Leistung.

  • Befriedigend (Note 3): „zu unserer vollen Zufriedenheit“

    • Bedeutung: Solide und zufriedenstellende Leistung, entspricht dem Durchschnitt.

  • Ausreichend (Note 4): „zu unserer Zufriedenheit“

    • Bedeutung: Ihre Leistung hat gerade so den Erwartungen genügt.

  • Mangelhaft (Note 5): „hat sich stets bemüht“

    • Bedeutung: Eine absolute Katastrophe, die auf Unfähigkeit hindeutet.

Das Sozialverhalten:

  • Sehr gut: „Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets einwandfrei.“

  • Schlecht: „Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten war einwandfrei.“ (Impliziert, dass das Verhältnis zu Kollegen oder Kunden schlecht war.)


Das Fazit: Die Schlussformel richtig interpretieren ✨

Auch der letzte Satz verrät viel. Achten Sie auf diese drei Elemente:

  1. Dankesformel: Dank für die geleistete Arbeit.

  2. Bedauern: Ausdrückliches Bedauern über Ihr Ausscheiden.

  3. Zukunftswünsche: Wünsche für Ihre berufliche und private Zukunft.

Eine fehlende Dankes- oder Bedauernsformel kann als negatives Zeichen gewertet werden. Ein Satz wie „Wir wünschen ihm/ihr für die Zukunft alles Gute“ ohne Bedauern ist neutral bis negativ.


Was tun bei einem schlechten Zeugnis? ?

Ein Zeugnis muss wohlwollend und wahrheitsgemäss sein. Wenn Sie der Meinung sind, dass es unfair ist, haben Sie das Recht, es anzufechten.

  • Sprechen Sie mit dem Arbeitgeber: Bitten Sie um ein klärendes Gespräch und schlagen Sie konkrete Formulierungen vor.

  • Zustimmungsrecht: Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Ihnen ein korrektes Zeugnis auszustellen. Sie müssen es nicht akzeptieren, wenn es den gesetzlichen Vorgaben nicht entspricht.

  • Rechtliche Schritte: Wenn der Arbeitgeber sich weigert, können Sie sich an einen Anwalt für Arbeitsrecht wenden.

Fazit:

Ein Arbeitszeugnis ist ein mächtiges Werkzeug in der deutschen Arbeitswelt. Die Fähigkeit, seine geheime Sprache zu verstehen, ist entscheidend für Ihre Karriereplanung. Ein gutes Zeugnis ist ein wertvoller Türöffner, während ein schlechtes Zeugnis, auch wenn es auf den ersten Blick harmlos erscheint, Ihre Chancen auf eine neue Stelle schmälern kann.



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